H²Carinthia“: Startschuss für europaweit führendes Projekt zur zweifachen Nutzung von grünem Wasserstoff in Kärnten

Gemeinsame Presseinformation des Landes Kärnten sowie der Unternehmen Infineon Austria, OMV, Postbus und VERBUND

27.07.2020 | Wirtschaftspresse

27.7.2020: Im Rahmen eines Pressefoyers wurde heute Abend in der Kärntner Landesregierung auf Initiative vom Kärntner Wirtschafts- und Mobilitätslandesrat Mag. Sebastian Schuschnig gemeinsam mit Staatssekretär Dr. Magnus Brunner und VertreterInnen der Unternehmen Infineon Austria, OMV, Postbus und VERBUND ein europaweit einzigartiges Projekt präsentiert, das den Startschuss für eine „Wasserstoff Modellregion Kärnten“ setzt. Die präsentierte Projektvision „H 2Carinthia“ ist ein Ergebnis aus der vom Land Kärnten bei der Grazer Wasserstoff-Forschungsgesellschaft HyCentA GmbH 2019 beauftragten landesweiten Wasserstoffstudie.

H2Carinthia – Europaweit einzigartige Projektvision startet
Jedes Jahr werden weltweit mehr als 600 Milliarden Kubikmeter Wasserstoff als Rohstoff für zahllose Anwendungen und Verfahren in Industrie und Technik gewonnen. Mit H 2Carinthia – einem Projektverbund der Projekte H2Pioneer und ReHyB – soll künftig aus nachhaltiger Energie durch Elektrolyse erzeugter, grüner Wasserstoff, doppelt genutzt werden – sowohl in der industriellen Mikrochip-Produktion bei Infineon in Villach, als auch anschließend für die Betankung von Fahrzeugen – insbesondere von Bussen in der Region Villach. „Kärnten kann mit H 2Carinthia die erste Region werden, in der die zweifache Nutzung von grünem Wasserstoff Realität werden könnte“, gibt LR Sebastian Schuschnig bekannt.

Infineon Austria will künftig grünen Wasserstoff für die Chipproduktion nutzen
Wasserstoff wird als Träger- und Prozessgas in der Halbleiterfertigung verwendet. Bisher erfolgt die Versorgung mit Flüssigwasserstoff, der aus fossilen Rohstoffen hergestellt und mittels LKWs nach Villach angeliefert wird. Steigende Fertigungsvolumina sowie die Einführung neuer Halbleitertechnologien führen zu einem steigenden Wasserstoffbedarf bei Infineon Austria. Es wurden daher Alternativen, nachhaltigere und vor allem CO 2 neutrale Konzepte, evaluiert. Das Ziel von H 2Pioneer ist es, eine nachhaltige Onsite-Lösung für den steigenden Wasserstoffbedarf in der Halbleiterindustrie darzustellen. Grüner Wasserstoff wird bei höchsten Reinheitsanforderungen, unter Berücksichtigung der entsprechenden ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen vor Ort, mittels erneuerbarer Energiequellen („grüner Strom“) erzeugt. Zudem soll damit auch die Versorgungssicherheit für die Chipherstellung von Infineon am Standort Villach erhöht werden. Die Planungen dafür wurden bereits im Rahmen des durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) geförderten Projektes, H2Pioneer, gestartet.

Neues Verfahren zur Aufreinigung macht Wasserstoff doppelt nutzbar
Bislang wurde der bei Infineon in Villach eingesetzte Wasserstoff fachgerecht entsorgt. Die Energie des Wasserstoffs ging damit ungenutzt verloren. Durch ein Folgeprojekt wird nun evaluiert, wie dieser Wasserstoff für eine zweite Nutzung verwendet werden kann. Dafür starten nun die Planungen für das Projekt „ReHyB“ (Reuse of Green Hydrogen for Bus Applications). Ziel ist es, den in der Produktion eingesetzten grünen Wasserstoff nach dem Produktionsprozess auszukoppeln und zu einer PSA-Anlage (Druckwechseladsorption) auf der Wasserstofftankstelle zu führen. Dort erfolgt die Aufreinigung des Wasserstoffs, der anschließend gemäß höchsten Qualitätsanforderungen zum Betanken von Fahrzeugen eingesetzt werden kann. Diese effektive und klimaneutrale Doppelnutzung ist europaweit einzigartig.

Erste Wasserstoff-Tankstelle für Kärnten
Voraussetzung für den Einsatz von doppelt genutztem grünen Wasserstoff in der Mobilität ist eine Betankungsanlage vor Ort. Die OMV betreibt österreichweit derzeit bereits fünf Wasserstoff-Tankstellen. Geht es nach der Vision von H 2Carinthia, so soll auch eine neue Tankstelle in Villach, in der Nähe von Infineon, angedacht werden. Durch die Errichtung einer 350 bzw. 750 bar Tankstelleninfrastruktur können Busse, PKWs und LKWs vor Ort betankt werden. In der ersten Phase des Projekts könnten so bis zu 300 Kilogramm recycelter Wasserstoff täglich zur Verfügung stehen. In der ersten Ausbaustufe kann so die Voraussetzung geschaffen werden, der Betrieb von 15 Wasserstoff-Bussen im Raum Villach zu ermöglichen. In der zweiten Ausbaustufe kann die Infrastruktur für die Betankung von weiteren Wasserstoff-Bussen sowie PKWs und kommunalen Nutzfahrzeugen erweitert werden. In der dritten und letzten Ausbaustufe ist die Betankung für den LKW-Verkehr geplant.

Busverkehr im Kärntner Zentralraum kann mit Wasserstoff versorgt werden
Wasserstoff ist der geeignete Kraftstoff, wenn hohe Zuladungen und Reichweiten sowie kurze Betankungsdauern benötigt werden, somit für den CO 2-freien Schwer- und öffentlichen Busverkehr. Die Wasserstoffmobilität erzeugt keine Emissionen von Lärm, Schadstoffen oder Treibhausgasen. Gemeinsam mit Postbus, dem größten Busunternehmer Österreichs, soll in H 2Carinthia die Umstellung einer gesamten Verkehrsregion auf wasserstoffbetriebene Busse möglich gemacht werden. Es gibt bereits geeignete Busmodelle, die Marktfähigkeit erlangt haben und bereits im Linienbetrieb im Einsatz sind. Mit rund 300 Kilogramm aufgereinigtem grünen Wasserstoff können rund 3.750 Buskilometer pro Tag gefahren werden. Das wären bis zu 1,5 Millionen klimaneutrale Kilometer im Jahr. Bei einer Erweiterung auf rund 800 kg Wasserstoff pro Tag wären sogar 3,6 Mio. Kilometer jährlich möglich. Zum Vergleich: Der Stadtverkehr Villach hatte im Jahr 2019 732.000 km zurückgelegt, kärntenweit sind es 12,2 Millionen Kilometer. Das Projekt könnte im Endausbau den gesamten Busverkehr im Kärntner Zentralraum klimaneutral machen.

Erzeugung von grünem Wasserstoff auch bei Wasserkraftwerken möglich
Wasserstoff hat auch darüber hinaus eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten, um die Energiewirtschaft in Richtung Klimaneutralität zu gestalten. VERBUND gibt daher im Rahmen des Pressefoyers bekannt, die Erzeugung von grünem Wasserstoff in Kärnten in Verbindung mit den Wasserkraftwerken zu prüfen.

Kärnten am Weg zur Wasserstoff-Modellregion
H 2Carinthia leistet mit den Forschungsprojekten H2Pioneer und ReHyB einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung im Land Kärnten. Vor allem demonstrieren die zwei Projekte die vielseitige Einsetzbarkeit und die Effizienz von Wasserstoff durch die europaweit erstmalige Möglichkeit, Energieerzeugung, Industrie und Mobilität durch eine doppelte Nutzung von Wasserstoff zu verbinden. Derzeit ist noch keine Weltmarktführerschaft auf Wasserstofftechnologien absehbar – die Wertschöpfung bleibt durch führende Innovationsprojekte somit im Land.

Über Infineon Austria

Die Infineon Technologies Austria AG ist ein Tochterunternehmen der Infineon Technologies AG, einem weltweit führenden Anbieter von Halbleiterlösungen, die das Leben einfacher, sicherer und umweltfreundlicher machen. Mikroelektronik von Infineon senkt den Energieverbrauch von Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten und Industrieanlagen. Sie trägt wesentlich zu Komfort, Sicherheit und Nachhaltigkeit von Fahrzeugen bei und ermöglicht sichere Transaktionen im Internet der Dinge.

Infineon Austria bündelt als einziger Standort neben Deutschland die Kompetenzen für Forschung und Entwicklung, Fertigung sowie globale Geschäftsverantwortung. Der Hauptsitz befindet sich in Villach, weitere Niederlassungen in Graz, Klagenfurt, Linz und Wien. Mit 4.609 Beschäftigten (davon über 1.977 in Forschung und Entwicklung) aus rund 68 Nationen erzielte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2019 (Stichtag 30. September) einen Umsatz von 3,1 Milliarden Euro. Mit einem Forschungsaufwand von 525 Millionen Euro ist Infineon Austria das forschungsstärkste Unternehmen Österreichs.

Pressefotos

  • Rendering H²Carinthia
    Rendering H²Carinthia
    H2Carinthia_Rendering

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  • Schaubild H²Carinthia
    Schaubild H²Carinthia
    H2Carinthia_Schaubild

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  • Die Kooperationspartner von H²Carinthia (v.l.n.r.): Thomas Reisinger, Vorstand Operations Infineon Technologies Austria AG, Sebastian Schuschnig, Landesrat für Wirtschaft und Mobilität des Landes Kärnten, Angelika Zartl-Klik, OMV Senior Vice President HSSE & New Energy Solutions, Silvia Kaupa-Götzl, Vorständin Postbus AG, Achim Kaspar, COO Verbund AG, Patrick Pertl, Projektleiter HyCenta Research GmbH. Copyright: Wolfgang Jannach
    Die Kooperationspartner von H²Carinthia (v.l.n.r.): Thomas Reisinger, Vorstand Operations Infineon Technologies Austria AG, Sebastian Schuschnig, Landesrat für Wirtschaft und Mobilität des Landes Kärnten, Angelika Zartl-Klik, OMV Senior Vice President HSSE & New Energy Solutions, Silvia Kaupa-Götzl, Vorständin Postbus AG, Achim Kaspar, COO Verbund AG, Patrick Pertl, Projektleiter HyCenta Research GmbH. Copyright: Wolfgang Jannach
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  • Thomas Reisinger, Vorstand Operations Infineon Technologies Austria AG, bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung
    Thomas Reisinger, Vorstand Operations Infineon Technologies Austria AG, bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung
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